Giftpflanze des Jahres 2020 - Tollkirsche

Die Giftpflanze des Jahres wird seit 2005 jedes Jahr vom Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek präsentiert. Mit dieser Aktion soll auf heimische Pflanzen mit giftiger Wirkung aufmerksam gemacht und über diese informiert werden.

2020 wurde die Tollkirsche (Atropa belladonna) zur Giftpflanze des Jahres gewählt.

Der Gattungsname „Atropos“ (die Unabwendbare) stammt aus der griechischen Mythologie und ist auf eine der drei Schicksalsgöttinnen zurückzuführen. Atropos kam als Zerstörerin die Aufgabe zu, den Lebensfaden zu zerschneiden, der von ihren Schwestern gesponnen und bemessen wurde.
Eine typische Vergiftungserscheinung, die Weitstellung der Pupillen, war im Mittelalter kosmetisch erwünscht, sodass Frauen damals gezielt Tollkirschen zu sich nahmen. So kam der Artname „belladonna“ (schöne Frau) zustande.

Als mehrjährige, sommergrüne Pflanze ist die Tollkirsche auch in europäischen Laubwäldern zu finden. Von Juni bis August hängen glockige, violett-braune Blüten an den Stängeln, aus denen später die zunächst grünen, im reifen Zustand glänzend schwarzen kugeligen Beeren mit fünfzipfeligem Kelchblatt hervorgehen.
In Mitteleuropa gibt es auch eine Varietät mit gelben Blüten und Früchten (Atropa belladonna var. lutea), deren Inhaltsstoffe und Toxizität der Schwarzen Tollkirsche gleichkommen.

Die Tollkirsche gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und gilt als stark giftig, sodass schon bei Einnahme kleinerer Mengen ernste Symptome zu erwarten sind. Alle Pflanzenteile enthalten sogenannte Tropan-Alkaloide - vordergründig Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin. Symptome einer Vergiftung mit Tollkirsche sind die bereits erwähnte Pupillenweitstellung, die zu Sehstörungen führt, außerdem Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Hautrötung und –überwärmung, beschleunigter Puls, Unruhe und Krampfanfälle. Das Vollbild der Vergiftung entwickelt sich oft erst über Stunden und kann über Atemlähmung und Koma bis hin zum Tod führen.

Bei Verdacht auf Vergiftungen mit Tollkirsche sollte der Giftnotruf kontaktiert werden!

Hier finden Sie weitere Informationen zur Vergiftungsgefahr durch Tollkirsche.