Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Klöcking zum 85. Geburtstag

Professor Dr. Dr. Hans-Peter-Klöcking

Am 17. Februar 2018 feierte Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Klöcking seinen 85. Geburtstag. Geboren und aufgewachsen in Rostock, absolvierte er an der dortigen Universität auch sein Chemiestudium (1952 - 1957). Bereits 1959 wurde er mit einer Dissertation „Zur Struktur einiger Pentosederivate“ zum Dr. rer. nat. promoviert. Nachdem er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter angetreten hatte und sich mit der Chemie der Zuckermercaptale befasst hatte, entschloss er sich 1960 auch noch Medizin zu studieren, um dem Wirken der Stoffe auf die Spur zu kommen, die sowohl „nützlich“ (Pharmaka) als auch „schädlich“ (Noxen) sein können.

Als „Nordlicht“ folgte er noch vor den medizinischen Staatsexamina 1963 als einer der ersten Mitarbeiter seinem späteren Chef Prof. Dr. Dr. Fritz Markwardt (1924 - 2011) an das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Medizinische Akademie Erfurt, das in den folgenden 30 Jahren seine Wirkungsstätte wurde. Der Promotion zum Dr. med. (1965) mit einer Arbeit „Über das Stoffwechselschicksal des Antifibrinolytikums p-Aminomethylbenzoesäure (PAMBA) beim Menschen“ folgte die Ausbildung zum Facharzt (Abschluss 1967). Nach der Habilitation über „Pharmakologische Untersuchungen über 4-Aminomethylbenzoesäure und ihre Derivate“ (1969) wurde ihm die Leitung der Toxikologischen Abteilung des Instituts übertragen, die in das Gesamtkonzept des Instituts zur umfassenden Untersuchung der Pharmakologie und Toxikologie der Blutgerinnung integriert war. Die seit 1967 in der Folia Haematologica publizierten Beiträge der 17 „Erfurter Konferenzen über Hämostase und Thrombose“ dokumentieren eindrucksvoll die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Arbeit zur Entwicklung neuer originärer Arzneimittel [1].

Nachdem er 1974 zum Hochschuldozenten an der Medizinischen Akademie Erfurt ernannt wurde, folgte 1980 die Berufung zum außerordentlichen Professor. Seit 1983 war er auch stellvertretender Institutsdirektor. In den 1970er Jahren konzentrierten sich seine Forschungsarbeiten vor allem auf die Pharmakologie und Toxikologie der Fibrinolyse [2]. Dabei untersuchte er unter anderem die Wirkung von Batroxobin, Molsidomin, Pentosanpolysulfat und Pentoxifyllin. Die Ergebnisse zur Pharmakologie der Streptokinase sind im Handbuch der experimentellen Pharmakologie dokumentiert [3]. Schließlich leitete Prof. Klöcking die toxikologischen Untersuchungen von gentechnisch hergestelltem Hirudin [4]. Im Focus seines Interesses standen aber immer auch toxikologische Aspekte der Beeinflussung der Hämostase, so durch Blei, Quecksilber(II)-chlorid, Tetrachlormethan und Vinylacetat [5].

Als Hochschullehrer hat Prof. Klöcking große Verdienste um die Ausbildung auf dem Gebiet der Pharmakologie und Toxikologie erworben. Neben der Lehrtätigkeit an der Medizinischen Akademie Erfurt organisierte er von 1981 bis 1991 die Fortbildungslehrgänge „Toxikologische Chemie/Medizinische Toxikologie“ der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR. Als 1987 der Aufbaustudiengang „Toxikologie und Umweltschutz“ der Universität Leipzig etabliert wurde, war er von Beginn an an den Lehrveranstaltungen beteiligt [6]. Noch heute organisiert er im Rahmen der Weiterbildung „Fachtoxikologe/in GT“ der Gesellschaft für Toxikologie jährlich zwei Kurse zu Grundlagen der Organtoxikologie und -pathologie [7].

In Zuge der Schließung der Hochschule in Erfurt wechselte Prof. Klöcking 1993 als Universitätsprofessor für Toxikologie an die Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Dort übernahm er 1995 die pharmakologische und toxikologische Ausbildung der Studenten der Pharmazie und organisierte bis zu seiner Emeritierung 1998 ein von den Studenten sehr geschätztes Demonstrationspraktikum. Durch mehrere Doktoranden der Pharmazie wurde darüber hinaus die Geschichte des Vergiftungsgeschehens in Thüringen bis in die Neuzeit erforscht [8]. Damit hat Prof. Klöcking einen wesentlichen Beitrag zur Wiedereinrichtung und Erneuerung des Pharmaziestudiums an der Jenaer Universität geleistet.

Prof. Klöcking gehörte 1990 zu den Initiatoren der Wiedergründung der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, einer ursprünglich 1754 in Erfurt gegründeten Gelehrtensozietät, in der naturwissenschaftliche, medizinische, mathematische, geisteswissenschaftliche und technische Disziplinen gleichrangig vertreten sind. Im Januar 1991 wählten ihn die Mitglieder der Akademie zum Leiter der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse und zu einem der beiden Vizepräsidenten und bestätigten ihn in diesem Amt erneut im Januar 1993 [9]. Er leitet die Kommission für spezielle Umweltfragen und organisierte bisher 15 Symposien zum Thema „Mensch - Umwelt“ zu verschiedenen diesbezüglichen Themen.

Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass Prof. Klöcking 1991 maßgeblich an der Konzeption für die Errichtung eines Giftinformationszentrums der ostdeutschen Bundesländer beteiligt war, in die er seine Erfahrungen bei der Durchführung des Toxikologischen Auskunftsdienstes einfließen ließ, der 1966 ‑ 1983 am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Medizinischen Akademie Erfurt durchgeführt wurde. Das Gemeinsame Giftinformationszentrum (GGIZ) der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurde 1994 in Dienst gestellt. Es steht rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres als GIFTNOTRUF den Bürgerinnen und Bürgern, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, dem Rettungsdienst und den Kliniken der beteiligten Länder zur Verfügung und stellt in Kooperation mit den Giftinformationszentren in Göttingen und Freiburg den Nachtdienst für fünf weitere Bundesländer sicher.

Quellen:

  1. Erfurter Konferenz über Hämostase und Thrombose 1966 ‑ 1989
  2. Markwardt F, Landmann H, Klöcking HP (1972) Fibrinolytika und Antifibrinolytika. Jena : Fischer 1972
  3. Klöcking HP (1978) Pharmacology of Streptokinase. In: Markwardt F. (Hrsg.) Fibrinolytics and Antifibrinolytics. Handbuch der experimentellen Pharmakologie / Handbook of Experimental Pharmacology, vol 46. Berlin, Heidelberg : Springer, pp 151-177
  4. Klöcking HP, Güttner J, Fink E (1988) Toxicological studies with recombinant hirudin. Folia Haematol 115 (1-2) 75-82
  5. Klöcking HP (Hrsg.) (1981) Toxische Beeinflussung der Hämostase. Berlin : Verlag Volk u. Gesundheit
  6. Müller RK, Klöcking HP, Hengstler JG (Hrsg.) (2012) Toxikologie - Wurzeln und Wandel. Erfurt : Akad. Gemeinnütziger Wiss.
  7. Weiterbildungsprogramm "Fachtoxikologe/in GT"
  8. Klöcking HP (2012) Arzneimittelintoxikationen am Beispiel Thüringens vom 17. bis 20. Jahrhundert. In: Friedrich C, Müller-Jahncke W (Hrsg.) Gifte und Gegengifte in Vergangenheit und Gegenwart. Stuttgart : Wiss. Verl.-Ges., pp 193-216
  9. Die Geschichte der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt 1754 bis 2008

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