Start in die Pilzsaison 2006
Aufgrund der bisherigen Wetterentwicklung in diesem Sommer (warm und trocken im Juli; gemäßigt und feucht im August) ist mit einem guten "Pilzjahr" zu rechnen. In einzelnen Regionen Thüringens ist bereits ein reichliches Vorkommen von Steinpilzen, Maronen und Pfifferlingen von den Sammlern berichtet worden (TLZ am 14.08.2006).
Die Pilzbestimmung erfordert nicht nur theoretische Kenntnisse, sondern vor allem langjährige praktische Erfahrungen. Das Erscheinungsbild der Pilze kann stark variieren; auch regionale Unterschiede kommen vor. Eine sichere Pilzbestimmung ist vom Anschauen allein nicht möglich; dazu bedarf es auch der mikroskopischen Analyse der Pilzsporen. Eine Beschreibung der Pilze durch eine Laien am Telefon ist meist nicht zielführend, sodass im Zweifelsfall immer ein örtlicher Pilzberater hinzugezogen werden muss. Deshalb sollte von den gesammelten Pilzen immer ein Exemplar unverändert für 1 bis 2 Tage aufgehoben werden, um gegebenenfalls noch eine Bestimmung durchführen zu können. Adressen der Pilzberater können jederzeit für ganz Deutschland beim Giftnotruf Erfurt (0361-730730) erfragt werden.
Die Symptome von Pilzvergiftungen werden zu sogenannten Syndromen zusammengefasst. Allgemein gilt, dass die Gefährdung durch eine Pilzvergiftung um so größer ist, je später Symptome auftreten. Häufig treten zuerst Magen-Darm-Störungen mit Übelkeit, Erbrechen, kolikartigen Bauchschmerzen u. Durchfall auf. Zusätzlich kann es zu vegetativen (Speichelfluss, Schweißausbruch) und psychischen Störungen (Halluzinationen) kommen. Knollenblätterpilze (Amanita-Arten) können in der Spätphase ein Leberversagen, Raukopf-Arten (Cortinarius-Arten) ein Nierenversagen auslösen, das tödlich enden kann.
Bei jedem Verdacht auf eine Pilzvergiftung, die bereits zu Symptomen geführt hat, ist der Arzt oder die Notfallambulanz einer Klinik aufzusuchen. Pilzreste sind mitzubringen. Liegt die Pilzmahlzeit noch nicht allzu lange zurück, kann versucht werden, durch die Verabreichung von Aktivkohle Giftstoffe zu binden und damit die Wirkung abzuschwächen. Oft sind aber zunächst Laboruntersuchungen notwendig, um die Entscheidung über weitere Maßnahmen treffen zu können.
Von 1994 bis 2005 gab es im gesamten Einzugsgebiet insgesamt 1707 Anfragen, die durch den Giftnotruf Erfurt als Pilzvergiftung oder Verdachtsfall eingestuft wurden (siehe auch untenstehende Grafik). Am häufigsten betroffene Pilzarten, die zu Vergiftungen führten, waren: Pantherpilz, Grüner Knollenblätterpilz, Fliegenpilz, Frühjahrslorchel, Karbolegerling (Giftchampignon), Satanspilz, Kahler Krempling; in vielen Fällen konnte die Pilzart nicht mehr bestimmt werden, weil keine Reste vorhanden waren. Es sind keine Todesfälle bekannt geworden.
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