Gefährdung durch Blaustein (Kupfersulfat)
Den Giftnotruf Erfurt erreichten von 1994 bis 2005 insgesamt 36 Anfragen zu Kupfersulfat oder dessen Zubereitungen. In etwa der Hälfte der Fälle waren Kinder betroffen. Meist wurden nur geringe Mengen des Salzes oder wenige Milliliter von Lösungen mit einer niedrigen Konzentration aufgenommen. Am häufigsten kam es danach zu Übelkeit und Erbrechen ohne Verätzungen oder schwere Vergiftungserscheinungen.
Nach Verschlucken von Kupfersulfat kommt es rasch zu Magen-Darm-Beschwerden, wie Metallgeschmack, Übelkeit, Erbrechen, Brennen bzw. Schmerzen hinter dem Brustbein. Abhängig von der Konzentration flüssiger Zubereitungen, besonders aber bei Verschlucken von Kristallen, sind tiefe Verätzungen zu erwarten. In schweren Fällen sind blutige Durchfälle und Kreislaufzusammenbruch sowie Zerfall der roten Blutkörperchen (Hämolyse), Gelbsucht (Ikterus), Leber- und Nierenschäden möglich.
Kupfersulfat (CuSO4; Synonym: Kupfervitriol, Blaustein) wurde früher beim Menschen äußerlich als Ätzmittel und Schorfungsmittel in der Wundbehandlung verwendet, innerlich diente es als Brech- und Blutstillungsmittel sowie Gegenmittel bei akuter Phosphorvergiftung. Diese medizinischen Anwendungen sind obsolet (veraltet). Heutzutage ist Kupfersulfat in Desinfektionsmitteln, z.B. für Schwimmbäder, sowie in Mitteln zur Schädlingsbekämpfung, zur Getreidebeizung, zur Holzkonservierung und bei der Herstellung von Kupferfarben zu finden. Aber auch an anderer Stelle kann man in Kontakt mit Kupfersulfat kommen - wie der folgende Fall verdeutlicht:
Im Januar 2006 hatten Eltern von den Kanarischen Inseln einen blauen Stein mit nach Hause gebracht und diesen zertrümmert. Der einjährige Sohn hatte sich einige dieser Bruchstücke in den Mund gesteckt und daraufhin wiederholt erbrochen. Die Eltern fuhren mit dem Jungen ins Krankenhaus. Dort wurde in der Mundhöhle eine tiefergehende Schleimhautschädigung festgestellt. Da die Symptome dafür sprachen, dass es sich bei dem Stein um Kupfersulfat handeln könnte, wurde der Kupferspiegel im Serum bestimmt, um die Gefahr von Kreislaufwirkungen und Organschäden abzuschätzen. Zum Ausschluss von Verätzungen in Speiseröhre und Magen wurde am nächsten Tag eine Magenspiegelung durchgeführt. Diese zeigte bis auf eine leichte Rötung an einer Stelle des Magens keine Auffälligkeiten. Auch der Kupferspiegel war im oberen Normbereich und der Junge konnte am Folgetag wieder entlassen werden.
Sofort-/Laienhilfe
- Erbrechen möglichst vermeiden!
- Bei Haut- und/oder Augenkontakt sofort mit Wasser spülen und Reste aus dem Mund entfernen.
- Nur unmittelbar nach Verschlucken maximal ein Glas Wasser trinken.
- Giftinformationszentrum konsultieren, um die Gefährdung einzuschätzen!
- Bei Verätzungszeichen sofort Rettungsdienst (Notruf 112) verständigen!
- Produkt, Verpackung bzw. Etikett bereithalten!
Quellen
- Ammon HPT: Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch. 9. Aufl, de Gruyter 2004, S 875.
- Mühlendahl KE von (Hrsg.). Vergiftungen im Kindesalter. 4. Aufl., Stuttgart, New York: Thieme 2003
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