30 Jahre Giftberatung in Erfurt

Am 01. Januar 1994 hat das Gemeinsame Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (GGIZ) seine Beratungstätigkeit in Erfurt aufgenommen. In den letzten 30 Jahren standen Ärzte, Ärztinnen, Apotheker und Apothekerinnen an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr zur Verfügung, um den ratsuchenden Anrufern im Vergiftungs(verdachts)fall zu helfen.

Insgesamt wurden seit 1994 ca. 566 000 Anfragen bearbeitet. Die Anzahl der Beratungen hat dabei von Jahr zu Jahr zugenommen. Waren es 1994 noch ca. 5000 Beratungen, so haben 2023 fast sechsmal mehr Anrufer die Hilfe der Experten des GGIZ in Anspruch genommen. So konnte nicht nur medizinisches Personal aus Arztpraxen, Kliniken und vom Rettungsdienst bei der Behandlung vergifteter Patienten unterstützt, sondern auch vielen Eltern von kleinen Kindern im Vergiftungs(verdachts)fall weitergeholfen werden. Offensichtlich hat der Bekanntheitsgrad des GGIZ in der Bevölkerung über die letzten 30 Jahre deutlich zugenommen. Der Anteil der privaten Anrufer ist von 11 % im Jahr 1994 auf 53 % im Jahr 2023 angestiegen.

Häufigster Anlass für die Anfragen war und ist mit 50 bis 60 % eine versehentliche Vergiftung. Hauptsächlich war es die Einnahme von Arzneimitteln, die zu einer Vergiftung geführt hat. Vor 30 Jahren lag deren Anteil bei 46 % aller Fälle, im Jahr 2023 bei 39 %. Eine Rolle spielen hierbei auch Anwendungsfehler wie Verwechslungen oder Überdosierungen. Neben Arzneimitteln bezogen sich die Beratungen häufiger auf Haushaltschemikalien, Pflanzen und Lebensmittel einschließlich Alkohol.

Glücklicherweise konnte in 1/5 aller beratenen Vergiftungsverdachtsfälle Entwarnung gegeben werden, da nach Einschätzung der Experten keine Vergiftungssymptome zu erwarten waren.