Missbrauch von Diphenhydramin durch Jugendliche
Bereits vor einigen Jahren wurden Engelstrompete (Brugmansia suaveolens) und Stechapfel (Datura stramonium) in der "Szene" als "biogene Drogen" (wieder-)entdeckt. In jüngster Zeit wurden nun auch Fälle bekannt, bei denen Jugendliche zur Erzeugung von Rauschzuständen freiverkäufliche Diphenhydramin-haltige Arzneimittel eingenommen haben.
Gleichgültig, ob der Rausch durch Zubereitungen aus Nachtschattengewächsen oder durch Diphenhydramin ausgelöst wird, ist er immer Bestandteil eines komplexen Vergiftungsbildes (Anticholinerges Syndrom). Dosierungen, die Halluzinationen als Ausdruck einer toxischen Psychose hervorrufen, gehen mit Sehstörungen, Mundtrockenheit, Gesichtsrötungen, Darmträgheit und Störungen der Blasenentleerung, teils aber auch mit lebensbedrohlichen Symptomen wie Krampfanfällen, Herzrhythmusstörungen und Fieberreaktionen einher. Die auf einschlägigen Internetseiten propagierten Dosisangaben überschreiten die übliche Tagesmaximaldosis teilweise erheblich und reichen bis in einen Bereich, bei denen tödlich verlaufende Vergiftungen auftreten können. Der gleichzeitige Genuss alkoholischer Getränke verstärkt die toxischen Wirkungen. Besonders hinzuweisen ist auch auf die Gefahr einer unterschwelligen Schädigung der Muskulatur (Rhabdomyolyse), die zum Nierenversagen führen kann.
Der Giftnotruf Erfurt warnt ausdrücklich vor derartigen "Experimenten"!
Bei Vergiftungssymptomen sollte umgehend der Rettungsdienst (Notruf 112) verständigt werden!
Weiterführende Informationen
- Missbrauch von Diphenhydramin durch Jugendliche. ABDA.de (erschienen in Pharmazeutische Zeitung 32/2007)
- Lang K, Sigusch H, Muller S. An anticholinergic syndrome with hallucinatory psychosis after diphenhydramine poisoning. Dtsch Med Wochenschr. 1995; 120(49): 1695-1698
- Schreiber W, Pauls AM, Krieg JC. Toxic psychosis as an acute manifestation of diphenhydramine poisoning. Dtsch Med Wochenschr. 1988; 113(5): 180-183
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